Egal, wie sehr wir uns bemühen, wir können den Lauf der Dinge nur begrenzt kontrollieren. Wie viel Pläne wir auch schmieden, es wird dennoch immer unvorhergesehene Ereignisse in unserem Leben geben, die uns nicht unbedingt gefallen. Entscheidend für unsere innere Zufriedenheit ist, wie wir (langfristig) damit umgehen.

Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. Karl Valentin

Alles eine Frage der Perspektive

Unser persönliches Glücksempfinden hängt stark von unserer Perspektive ab. Um das zu verdeutlichen, habe ich folgendes Beispiel gewählt:

Ich habe mich auf Sonnenschein gefreut und jetzt regnet es.

Das Wetter ist ein gutes Beispiel für etwas, das sich nicht kontrollieren lässt.

Unproduktiver Lösungsansatz

Ich beklage und ärgere mich darüber, dass es regnet und ich die Sonne nicht genießen kann. So hatte ich mir das aber nicht vorgestellt. Doch das Wetter ist unabänderlich. Egal, wie sehr ich mich beklage, es ändert nichts an der Tatsache, dass es regnet. Es löst höchstens schlechte Laune bei mir aus.

Produktive Lösungsansätze

Es gibt sinnvollere Ansätze mit schlechtem Wetter umzugehen, statt sich einfach nur darüber zu beklagen.

1. Konfrontation als Chance

Ich rüste mich mit Gummistiefeln und Regenponcho aus und gehe nach draußen. Wer sagt denn, dass man bei Regenwetter nicht auch Spaß haben und neue Erfahrungen sammeln kann?!

2. Vermeidung als Chance

Ich nutze das schlechte Wetter, um es mir zuhause gemütlich zu machen. Auf dem Sofa mit Kuscheldecke, Tee und Netflix ist es doch auch ganz schön.

Oder ich gehe eine Aufgabe an, die ich schon lange vor mir herschiebe. Wenn ich diese jetzt erledige, kann ich einen späteren Tag voll Sonnenschein ganz ohne schlechtes Gewissen genießen, ohne unerledigte Aufgaben im Hinterkopf zu haben.

3. Dankbarkeit

Ich kann das schlechte Wetter zum Anlass nehmen, mir bewusst zu machen, wie gut ich es eigentlich habe. Ich habe ein Dach über dem Kopf und muss nicht frieren. Wenn ich trotz des schlechten Wetters nach draußen möchte, habe ich einen Regenschirm, den ich nutzen kann, um nicht nass zu werden.

4. Verändern der änderbaren Umstände

Ich kann das Wetter zwar nicht ändern, aber wenn mich Regen so sehr belastet, kann ich meinen Standort ändern. In den Urlaub fahren oder dahin umziehen, wo ich weniger Regen ausgesetzt bin. Es ist meine eigene Entscheidung, ob ich das schlechte Wetter hinnehme oder nicht. Nach Abwägen von möglichen Alternativen kann ich mich sogar ganz bewusst dafür entscheiden, das Wetter zu akzeptieren. Auch dann bin ich agierender Akteur und nicht nur Spielball der äußeren Umstände.

Das alles jetzt bitte abstrahieren

Das mit dem Wetter ist natürlich nur ein plakatives Beispiel. Es soll aufzeigen, wie wichtig unsere Perspektive ist. Egal, ob es um das Wetter oder um schwerwiegendere Stolpersteine im Leben geht. Sich nur zu beklagen, mag vielleicht die einfachste Lösung sein, aber es bringt auch herzlich wenig.

Dennoch bin ich ein absoluter Gegner der “Du musst bloß positiv denken“-Schiene. Jeden Tag passieren irgendwo auf der Welt schlimme Dinge. Manchmal betreffen sie uns nur entfernt, manchmal treffen sie uns persönlich. Es gibt Dinge, die kann man sich weder schönreden, noch durch positive Gedanken verhindern. Abgesehen davon bürdet es eine extreme persönliche Verantwortung auf, zu glauben, dass man alles im Leben durch seine Einstellung kontrollieren könnte. Im schlimmsten Fall erzeugt es sogar Gefühle des Scheiterns: “Du hättest nur positiver denken müssen, dann wäre dir das jetzt nicht passiert.” Vermeintlich negative Gefühle wie Trauer und Wut sind wichtige Mechanismen zur Verarbeitung. Solche Gefühle durch Beschönigung einer Situation verdrängen zu wollen, kann komplett nach hinten losgehen.

Übrigens: Was gutes und was schlechtes Wetter ist, hängt ebenfalls von der eigenen Perspektive ab. Für manche Menschen ist die sommerliche Hitze ein Segen, für andere das reinste Grauen: Schweiß, Sonnenbrand und erhöhtes Hautkrebsrisiko. Genauso verhält es sich mit den alltäglichen Herausforderungen. Jeder Mensch hat sein eigenes Verständnis davon, welche Hürden sehr herausfordernd sind und welche eher weniger.

Frau Lyoner


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