Wann sind wir zufrieden bzw. unzufrieden in unserem Job? Welche Faktoren spielen neben dem eigentlichen Tun eine Rolle für die Zufriedenheit? Und was steckt hinter dem ominösen Begriff Ikigai? Ich habe versucht, auf all diese Fragen eine Antwort zu finden.

Ikigai – Wofür es sich zu leben lohnt

Ikigai: »Das, wofür es sich zu leben lohnt.«

»Iki-was?!« fragst du dich jetzt vielleicht. Ikigai, ist eine japanische Lebensphilosophie, die frei übersetzt in etwa bedeutet: »Das, wofür es sich zu leben lohnt.«

Das Ikigai-Modell enthält folgende vier Bereiche:

  1. Du liebst es. (Begeisterung)
  2. Du bist gut darin. (Können)
  3. Du kannst dafür bezahlt werden. (Wert)
  4. Die Welt braucht es. (Bedarf)

Ausgehend von diesen vier Bereichen lassen sich außerdem folgende Schnittmengen ergründen:

  • Aus Begeisterung und Können ergibt sich deine Passion.
  • Aus Begeisterung und Bedarf ergibt sich deine Mission.
  • Aus Können und Wert ergibt sich dein Beruf.
  • Aus Wert und Bedarf ergibt sich deine Berufung.

Die Schnittmenge aus allen vier Bereichen ist dann letztendlich dein Ikigai, dein individueller Sinn des Lebens sozusagen. Durch das (Er-)Finden dieses Sinns soll sich Erfüllung und Zufriedenheit einstellen.

Weiterführende Leseempfehlungen zu Ikigai:

karrierebibel.de – Ikigai-Modell: Mit 4 Fragen den Sinn im Leben finden

utopia.de – Ikigai: Mit der japanischen Philosophie den Sinn des Lebens finden

Zur Selbstreflexion und Beleuchtung der vier verschiedenen Bereiche finde ich das Ikigai-Modell ziemlich nützlich. Doch kann ich wirklich nur zufrieden sein, wenn ich mein Ikigai gefunden habe? Welche Faktoren spielen neben dem, was ich tue, denn sonst noch eine Rolle?

Lebens- und Arbeitsmodelle sind so individuell wie die Menschen selbst

Es gab eine Zeit in meinem Leben, da hatte ich die Ansicht: Ich suche mir jetzt eine berufliche Richtung und da muss ich dann für immer bleiben. Kein Wunder also, dass ich nach dem Abitur total unter Druck stand, denn die Wahl eines Studienfachs würde mit dieser Ansicht schließlich mein komplettes restliches Leben bestimmen. Quasi die Suche nach dem Ikigai, nur total unter Druck und noch ohne hilfreiche Erfahrung im Berufsleben. Zwei hingeschmissene Studiengänge und mehrfache Umorientierung in meinem beruflichen Alltag später sehe ich das alles ein bisschen weniger dogmatisch.

Sowas wie das perfekte Arbeitsmodell gibt es einfach nicht. Lebens- und Arbeitsmodelle sind so individuell wie die Menschen selbst. Der Vollzeitjob, der gleichzeitig Berufung ist. Der Teilzeitjob, um nebenher Zeit für Ehrenamt, eine nebenberufliche Selbstständigkeit oder einfach für die Familie zu haben. Der frugalistische Ansatz, der darauf abzielt, möglichst früh keiner Erwerbsarbeit nachgehen zu müssen. Die unzähligen Formen hauptberuflicher Selbstständigkeit, vielleicht sogar orts- und zeitunabhängig.

Dabei gibt es kein richtig oder falsch. Mängel kann es bei allen Modellen geben. Vielleicht resultiert die Berufung in einer dürftigen Bezahlung. Vielleicht ist die Bezahlung gut, aber es mangelt an Sinnhaftigkeit. Vielleicht bleibt wenig Zeit für Aktivitäten und Beziehungen abseits der Arbeit und aus für etwas Brennen wird Ausgebranntheit.

5 wichtige Faktoren für Zufriedenheit im Job

Folgende Punkte habe ich im Laufe meines Berufslebens gelernt:

Arbeitszeit, Freizeit, Auszeit. Am Ende ist alles Lebenszeit.

1) Work-Life-Balance ist mehr als ein Buzzword

Egal ob Arbeitszeit oder Freizeit, beides ist Lebenszeit, und du solltest dich bewusst entscheiden, wie du diese Lebenszeit gestalten möchtest. Doch auch wenn beides Lebenszeit ist, so ist eine gewisse Distanz zwischen Arbeits- und Freizeit im Sinne der Erholung echt nicht verkehrt.

Eine gute Work-Life-Balance bedeutet für mich persönlich außerdem nicht nur Balance in der Zeitverteilung, sondern auch Flexibilität. Wie flexibel bin ich in meinem Privatleben trotz meiner Arbeit, muss ich mir zum Beispiel für jeden Arztbesuch Urlaub nehmen oder bekomme ich Privates und Berufliches gut unter einen Hut?

  • Wie gut schaffst du es nach Feierabend abzuschalten?
  • Wie sieht deine persönliche Work-Life-Balance aus?

2) Sinnhaftigkeit und Werte sollten im Mittelpunkt stehen

Bezahlung ist nur ein Faktor bei der Arbeitswahl. Sinnhaftigkeit und das Gefühl von Selbstwirksamkeit sind meiner Meinung nach viel mehr Wert als die Zahl auf deinem Konto. Außerdem sollte deine Arbeit auf jeden Fall mit deinen persönlichen Werten im Einklang stehen. Stell dir mal eine*n Veganer*in in der Metzgerei vor. Das wird langfristig für kein Geld der Welt funktionieren.

  • Erkennst du einen Sinn in deinem Tun?
  • Wie gut kannst du dich mit den Werten deiner Arbeit, deines Arbeitgebers und/oder deiner Kund*innen identifizieren?

3) Veränderung ist immer möglich

Du veränderst dich im Laufe deines Lebens. Branchen, Berufe und Unternehmen verändern sich im Laufe der Zeit. Alles ist stets im Wandel. Lebenslanges Lernen und Möglichkeiten zur Veränderung sind in jedem Alter möglich. Berufswahl muss nicht heißen, einmalig eine Entscheidung für eine Richtung zu treffen und dann dort für immer festzustecken wie im Hamsterrad.

  • Hast du Raum zur persönlichen Weiterentwicklung?
  • Bist du dort, wo du sein möchtest?

4) Das Miteinander muss passen

Arbeitszeit macht einen großen Teil deines Lebens aus, wodurch du zwangsläufig viel Zeit mit deinen Kolleg*innen verbringst. Da sollte dann schon zumindest eine gewisse Grundsympathie vorhanden sein. Ihr müsst einander nicht heiraten, doch gegenseitiger Respekt und die Fähigkeit, sich als individuelle Menschen wahrnehmen zu können, nicht nur als reine Arbeitskraft, halte ich für sehr wichtig. Und je besser das Verhältnis zu den Kolleg*innen, umso weniger fühlt sich Arbeit nach Arbeit im Sinne von Pflichterfüllung an.

  • Wie fühlt sich das soziale Umfeld an, in dem du dich bewegst?
  • Fühlst du dich respektiert und wertgeschätzt?

5) Eine gewisse Unabhängigkeit ist hilfreich

Egal, was du tust und wie sehr du magst, was du tust, eine gewisse Unabhängigkeit ist dennoch wichtig. Damit meine ich einerseits finanzielle Unabhängigkeit, andererseits aber auch eine gewisse Unabhängigkeit zwischen deinem Beruf und deiner Identität.

Je weniger du finanziell abhängig bist – sei es, weil du ein Geldpolster beiseite gelegt hast oder aber einfach grundsätzlich unter deinen Verhältnissen lebst – umso eher kannst du dich aus Arbeitsbeziehungen lösen, die dir nicht mehr gut tun, und umso weniger unbewusst schwelende Existenzsorgen wirst du haben.

»Lebe unter Deinen Verhältnissen, innerhalb Deiner Möglichkeiten und für Deine Träume.«
Christof Herrmann in einem Blog-Artikel auf einfachbewusst.de

Und was ich mit geistiger Unabhängigkeit meine:

  • Wie stark definierst du dich und deinen Wert als Mensch über deinen Beruf?
  • Was würde zum Beispiel passieren, wenn du plötzlich (aus welchen Gründen) auch immer deinen Beruf nicht mehr ausüben könntest?

Wie steht es um deine aktuelle Arbeitssituation?

Bist du zufrieden mit deiner aktuellen Arbeitssituation? Was gefällt dir besonders gut daran und was würdest du gern ändern wollen? Hab ich deiner Meinung nach einen super wichtigen Punkt in meiner Aufzählung vergessen? Erzähl es mir gerne in den Kommentaren oder per E-Mail. Ich bin gespannt und freue mich drauf!

Frau Lyoner


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