Blumen statt Bollerwagen und Bierkisten? – Es ist Muttertag. Und ich habe Fragen.

Warum denke ich beim Vatertag an Papas, die mit Bollerwagen und Bier durch die Gegend ziehen und beim Muttertag an Mamas, die endlich ausschlafen dürfen, Blumen bekommen und mal nichts im Haushalt tun müssen? Woher kommen wohl diese klischeehaften Assoziationen?

Mutterschaft im Patriarchat – Warum habe ich so viele Fragen?

Warum werde ich als Mutter eines kleinen Kindes gefragt, wo denn mein Kind sei, wenn ich alleine unterwegs bin, während ich noch nie erlebt habe, dass ein Vater solch eine Frage beantworten musste?

Warum existieren Begriffe wie »berufstätige Mama« (working mom) oder »Familienvater«, aber nicht »berufstätiger Papa« (working dad) oder »Familienmutter«? Und warum bitte soll ich mich beim generischen Maskulin einfach mitgemeint fühlen und mich nicht so anstellen?

Handlettering: I'm a mom. That's no superpower. Stop being toxic.

Warum gibt es so tolle Werbeslogans wie »Mütter nehmen sich nicht frei« oder Sprüche wie »I’m a mom, what’s your superpower«, die voll das Narrativ der sich aufopfernden Mutter bedienen?

Warum denke ich bei Vereinbarkeit von Familie und Beruf zuerst an Frauen? Warum gibt es den Gender-Pay-Gap? Und warum werden ausgerechnet sogenannte »Frauenberufe« in Erziehungs- und Gesundheitswesen so schlecht entlohnt?

Warum muss mein Kind überall von Geschlechterklischees umgeben sein? In Büchern wie »Conni hilft Mama«. In Filmen und Serien mit coolen Superhelden und niedlichen Feen. Selbst bei der Garderobe für die Kleinsten: Blautöne mit Dinos und Baggern vs. Rosatöne mit Einhörnern und Glitzer.

Warum kann ich nur müde lächeln, wenn mir um 15:30 Uhr jemand einen »Schönen Feierabend« wünscht, wo ich doch weiß, dass mein Feierabend selten vor 22 Uhr beginnt und die Bereitschaft nie endet? Klar, hab ich mir selber ausgesucht. Aber das hab ich mir meine Erwerbsarbeit auch, doch die wird im Gegensatz zur Sorgearbeit bezahlt statt belächelt.

Sorry, aber Muttersein ist kein Hobby. Und Putzen, Kochen, Waschen sind weder lustige Freizeitaktivitäten noch etwas, wofür Frauen genetisch besser geeignet sind.

Es braucht keine Väter, die bei der Kindererziehung und im Haushalt »mithelfen« oder die Mütter »entlasten«. Es braucht Väter, die gleichberechtigt ihren Anteil an Verantwortung tragen.

Falls sich eine Mutter überhaupt in der Luxussituation befinden darf, den Kindsvater greifbar zu haben bzw. nicht darum fürchten muss, Erfahrungen häuslicher Gewalt zu machen, wenn sie Gleichberechtigung einfordert. Laut BMFSFJ wird rund jede dritte Frau in Deutschland in ihrem Leben Opfer physischer oder sexualisierter Gewalt. Bei jeder vierten Frau ist der Täter der aktuelle oder ein früherer Partner. Und die Dunkelziffer ist vermutlich noch weitaus höher.

Mutterschaft im Patriarchat – Alles gar nicht mehr so schlimm?

Ja sicher, früher war alles noch viel schlimmer. Vieles hat sich gebessert. Trotzdem sind wir noch weit entfernt von gut in Sachen Patriarchat. Und dass es sich im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte gebessert hat, liegt ganz bestimmt nicht an einer »Ist doch alles gar nicht mehr so schlimm« Haltung. Lasst uns das heute in Erinnerung rufen. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Smash the patriarchy!

Weiterführende Inspiration

Buchempfehlung: Patriarchale Bullshitsätze zerlegen

»Wenn das Patriarchat kommt dann sagt es nicht ›Achtung, ich werde Dich unterdrücken‹, sondern es sagt: ›Toll, wie viel dein Mann dir zuhause hilft.‹ Alexandra Zykunov hat gesammelt, was wir uns nicht mehr anhören sollten.«
Lara Fritzsche

Buch von Alexandra Zykunov:
»Wir sind doch alle längst gleichberechtigt!« – 25 Bullshitsätze und wie wir sie endlich zerlegen

Manchmal hilft nur noch Satire: Klischees einfach mal umdrehen

»Was passiert eigentlich, wenn wir Klischees und sexistische Muster einfach umdrehen?«
Mirja von seiten.verkehrt

Mirja beantwortet diese Frage hervorragend auf ihrem Instagram-Account seiten.verkehrt durch wunderbare Wortschöpfungen (wie »Stammhalterin« und »Powermann«) und satirische Texte, bei denen man manchmal nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll.

Buchempfehlung: Raus aus der Rosa-Hellblau-Falle

»Lasst doch die Kinder in Ruhe, die komplizierten Regeln des Erwachsenenlebens kommen früh genug. Wenn Kinder aber ständig von Klischees umgeben sind, können wir dann wirklich noch behaupten, sie hätten eine freie Wahl?«

Buch von Almut Schnerring und Sascha Verlan:
Die Rosa-Hellblau-Falle. Für eine Kindheit ohne Rollenklischees.

Tolle Inspiration zu wirklich guten Kinderbüchern

Inspiration zu tollen Kinderbüchern abseits von »Conni hilft Mama« und Co. gibt’s bei Jools auf ihrem Instagram-Account kinderbuecherei.

Frau Lyoner


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