Früher war ich der Ansicht, jedes Buch, das ich jemals gekauft oder geschenkt bekommen hatte, behalten zu müssen. Für immer. Mein Bücherbestand repräsentierte damals für mich sowas wie die Darstellung meines geistigen Besitztums.

Bei Büchern zählt der Inhalt

Inzwischen sehe ich das anders. Es ist der Inhalt, der zählt. Nicht der physikalische Gegenstand an sich, denn am Ende ist ein Buch nichts anderes als bedrucktes Papier. Wenn ein Buch einen bleibenden Eindruck hinterlässt, behält man den Inhalt in Erinnerung, auch ohne den Gegenstand selbst zu besitzen. Ich kann mich an zahlreiche gelesene Bücher erinnern, die ich niemals selbst besessen, sondern nur ausgeliehen hatte.

Daher habe ich mich inzwischen also von so manchem Buch getrennt - ganz ohne Reue. Trotzdem wird es mir nie gelingen, nur noch ein bestimmtes Limit an Büchern zu besitzen. Das will ich aber auch gar nicht.

Bücher, die ich gerne behalte

Die Bücher, die mir etwas bedeuten, behalte ich sehr gerne und freue mich darüber, sie in meiner Nähe zu wissen.

1. Bücher, die ich immer wieder lese

Manche Bücher habe ich schon mehrere Male in meinem Leben gelesen und werde sie sicherlich immer wieder lesen. Sie sind treue Wegbegleiter und dürfen gerne bei mir bleiben.

Mein persönliches Beispiel:
Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo

2. Bücher, an denen mein Herz hängt

Es gibt Bücher, die einen großen sentimentalen Wert für mich haben, weil sie mich in einer bedeutenden Weise beeindruckt haben. Diese emotionale Bindung geht soweit, dass ich sie behalte, selbst wenn ich mir unsicher bin, ob ich sie jemals nochmal lesen werde. Zu dieser Kategorie von Büchern gehören bei mir aber wirklich nur ganz wenige Exemplare.

Mein persönliches Beispiel:
Milan Kundera - Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins

Bücher, die ich getrost aussortieren kann

Dann gibt es aber Bücher, die ich wirklich nicht behalten muss. Von dieser Sorte Bücher handelt die folgende Liste.

1. Bücher, die verschwendete Lebenszeit waren

Du kennst das vielleicht: Du hast dir ein Buch angeschafft, von dem du einfach etwas anderes erwartet hast. Vielleicht fandest du das Buch sogar so langweilig, dass du es nicht einmal fertig gelesen hast. Wieso also ein Buch behalten, das so negativ besetzt ist?

Mein persönliches Beispiel:
E L James - Fifty Shades of Grey

2. Bücher, die ich geschenkt bekommen habe

Geschenke muss man behalten. Zumindest ist das die herrschende gesellschaftliche Meinung. Daher tat ich mir lange sehr schwer damit, mich von geschenkten Büchern zu trennen, die mir nichts bedeuteten oder manchmal sogar überhaupt nicht gefielen.

Inzwischen sehe ich es aber einfach nicht mehr ein, einen Gegenstand auf Teufel komm raus mein Leben lang behalten zu müssen, nur weil es ein Geschenk war. Bei einem Geschenk ist die Geste wichtig (“Ich habe an dich gedacht”) und nicht der Gegenstand an sich. Selbst wenn du den geschenkten Gegenstand nicht mehr besitzt, kannst du immer noch die Geste in Erinnerung behalten und dich darüber freuen.

Ich habe schon öfters als kleine Beigabe zu einem Geschenkgutschein ein humoristisches Buch geschenkt bekommen. Meistens habe ich es ein Mal gelesen, mich darüber amüsiert, es aber danach nie wieder aufgeschlagen. Indem ich es gelesen und mich daran erfreut habe, habe ich die Geste des Schenkens gewürdigt. Damit hat das Buch bereits seinen Zweck erfüllt. Wieso sich also gezwungen fühlen, es für immer zu behalten?

Mein persönliches Beispiel:
Uli Stein - Kochen

3. Bücher, die ich meinte lesen zu müssen, aber nie gelesen habe

Es gab immer wieder diese Bücher, die ich meinte lesen zu müssen, aber im Grunde nicht lesen wollte. Weil ich danach bestimmt gebildeter wäre. Weil es ein Klassiker ist. Weil es jemand empfohlen hat.

Diese ungelesenen Bücher verbreiteten eine Aura von Druck und Versagen. Irgendwann lese ich es schon noch. Das habe ich mir stets eingeredet. Aber irgendwann kam nie. Als ich mir endlich eingestehen konnte, dass irgendwann auch in Zukunft nicht kommen würde, konnte ich die Erwartungshaltung an mich selbst aufgeben. Was für eine Erleichterung!

Mein persönliches Beispiel:
Max Horkheimer und Theodor W. Adorno - Dialektik der Aufklärung

4. Bücher, die nicht mehr zu mir passen

Im Laufe der Jahre haben sich meine Interessen und mein Geschmack verändert. Manche Bücher, die ich früher wirklich toll fand, wurden uninteressant. Zum Beispiel war ich früher völlig vernarrt in Mangas. Inzwischen besitze ich keinen einzigen mehr und vermisse sie auch in keinster Weise. Ich erinnere mich trotzdem gerne an diese Zeit zurück. Von manchen Mangas habe ich teilweise sogar noch ganz konkrete Szenen im Kopf. Zum Schwelgen in Erinnerungen brauche ich die Bücher selbst aber nicht, sondern nur mein Gedächtnis.

Mein persönliches Beispiel:
Rumiko Takahashi - Inu Yasha

5. Lehrbücher / Schulbücher

Es ist jetzt etwa sieben Jahre her, dass ich mein Biologiestudium abgebrochen habe. Ich habe damals für mich keine Perspektive in dieser Berufssparte gesehen und bin heute sehr froh, dass ich die Abbiegung zur Fachinformatiker-Ausbildung genommen habe. Erst vor wenigen Wochen habe ich mich vom letzten Lehrbuch aus meiner Studienzeit getrennt. Während ich alle anderen Lehrbücher schon vor einer halben Ewigkeit losgeworden bin, habe ich dieses eine Buch wie ein Mahnmal aufbewahrt. Dieses Buch habe ich nach meinem Studium nie wieder aufgeschlagen, habe mir aber immer eingeredet, dass dieser Tag bestimmt noch kommen würde. Natürlich kam der Tag nie. Jetzt, nachdem es weg ist, kann ich endlich meinen Frieden damit schließen, dass dieser Teil meines Lebens endgültig vorbei ist. Egal, ob ich das Buch behalte oder nicht, ich kann nichts daran ändern, dass ich einen riesigen Batzen an Bafög-Schulden, aber keinen Studienabschluss habe. Aber ich kann jetzt zu mir selbst sagen: Es ist ok, wie es ist.

Mein persönliches Beispiel:
Lehrbuch der Tierphysiologie

Wohin mit den aussortierten Büchern?

Es gibt sehr viele Möglichkeiten aussortierte Bücher loszuwerden. Der Weg zur Mülltonne sollte wirklich die allerletzte Option sein. Zum Beispiel wenn es extrem beschädigt ist. Ein Buch, das du selbst nicht mehr haben möchtest, kann immer noch jemand anderem eine große Freude bereiten.

Verkauf an Privatpersonen

Beim Verkauf an Privatpersonen kann für gebrauchte Bücher der beste Preis erzielt werden. Vorausgesetzt die Bücher sind gefragt, zum Beispiel weil es Bestseller in einem guten Zustand sind.

Beispiele:

Im Gegensatz zu Ebay und Amazon wird beim Verkauf über Kleinanzeigenportale keine Provision fällig.

Verkauf an ein Ankaufsportal

Bei einer großen Menge an Büchern oder bei Büchern, für die nur eine geringe Nachfrage besteht, ist der Verkauf an ein Ankaufsportal eine gute Variante.

Beispiele:

Mit der App des Anbieters scannst du die ISBN des aussortierten Buches ein und erfährst direkt den voraussichtlichen Ankaufspreis. Hohe Preise erzielt man hier nicht. Schließlich machen die Anbieter Gewinn, indem sie die angekauften Bücher wieder verkaufen. Aber bei einer großen Menge an Büchern wird schnell eine akzeptable Summe daraus. Bei beiden Anbietern ist der Versand ab einem Ankaufswert von 10 Euro kostenfrei.

Pro-Tipp: Zwei Kartons richten, beide Apps installieren und den Ankaufspreis für jedes einzelne Buch vergleichen. Der Anbieter mit dem höheren Preisangebot bekommt dann den Zuschlag für das Buch. Auch wenn es hier manchmal nur um Cent-Differenzen geht. Kleinvieh macht auch Mist.

Verschenken

Beim Verschenken von Büchern sind der Vorstellungskraft keine Grenzen gesetzt.

Beispiele:

Ein neues Leben nach dem Aussortieren

Egal, wofür du dich letztendlich entscheidest, alles ist besser, als das Leben von aussortierten Büchern in der Mülltonne zu beenden.

Frau Lyoner


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