Bei Minimalismus denke ich an ein einfacheres Leben. Doch manchmal frage ich mich: Was bedeutet “einfach” überhaupt? Und ist ein einfaches Leben wirklich einfacher?

Ist ein einfaches Leben eigentlich einfach?

Was passiert eigentlich nach dem Ballast?

Aussortieren, Verkaufen, Verschenken und wieder von vorne. Weniger Sachen gleich ein einfacheres Leben, im Sinne von weniger Ballast. Minimalismus ist ein fortschreitender Prozess, der nicht an einem Punkt plötzlich aufhört. Denn wann bitte ist man schon fertig mit Minimalisieren? Genauso wie es immer ein Mehr geben kann, kann es auch immer ein Weniger geben.

Die Reduzierung von Besitztümern und Fokussierung auf die wesentlichen Dinge des Lebens weitet sich meiner Erfahrung nach fortschreitend aus und greift in immer mehr Lebensbereiche über.

Ich vermute, es kommt nicht von ungefähr, dass ich mittlerweile einen Berufswechsel vollzogen und diverse zwischenmenschliche Beziehungen hinter mir gelassen habe, die mir nicht gut taten.

Minimalismus wirkt im Äußeren (Dinge) wie im Inneren (Geisteshaltung)

Auch mein Konsumverhalten ist mit der Zeit deutlich kritischer geworden. Dass ich mich mittlerweile verstärkt für das Thema Zero Waste interessiere, ist eigentlich eine logische Konsequenz des ganzen Prozesses und nicht wirklich überraschend. Denn auch bei diesem Thema geht es letztendlich um das Weniger, wenn auch mit einem anderen Schwerpunkt.

Doch genau hier, bei den Themen Nachhaltigkeit und Müllvermeidung, muss ich ehrlich gestehen: Das finde ich echt alles andere als einfach. So viele mögliche Fallstricke und alltägliche Gewohnheiten mit Veränderungspotenzial, dass ich manchmal einfach nur überfordert bin.

Bewusstheit statt Entfremdung

Ich glaube, der Begriff “einfach” wird hier der ganzen Sache einfach nicht gerecht. Vielmehr geht es beim Minimalismus um “bewusster” und “achtsamer”: Wertschätzung und Bewusstheit statt Konsumwahnsinn und Entfremdung von den Dingen – und sich selbst.

Ist eine Tiefkühlpizza einfach?

Nehmen wir einmal das Beispiel Essen: Mir täglich eine Tiefkühlpizza in den Ofen zu schieben – das finde ich verdammt einfach. Ganz ehrlich, wäre das nicht ziemlich ungesund und teuer, ich würde es jeden Tag tun, zumal ich unglaublich auf den Geschmack von Tiefkühlpizza stehe.

Doch die Tiefkühlpizza ist nicht nur ein wohlschmeckendes Fertiggericht, sondern auch ein wunderbares Beispiel für die Differenz zwischen “einfach im Resultat” und “einfach in der Umsetzung”.

Einfach im Resultat vs. Einfach in der Umsetzung

Wenn ich mir selbst eine Pizza machen würde, inklusive Teig und allem drum und dran, bestenfalls sogar mit Tomatensauce aus selbst angebauten Tomaten, dann wäre das definitiv mit sehr viel Aufwand verbunden, also das Gegenteil von “einfach in der Umsetzung”. Ich hätte jedoch die volle Kontrolle über alle Bestandteile und würde nur die Zutaten hinzufügen, die ich für nötig halte. All das verleiht einer solchen selbstgemachten Pizza das Prädikat “einfach im Resultat”. Am Ende wüsste ich jedenfalls ziemlich genau, was alles mit dieser Pizza zusammenhängt.

Von einer Tiefkühlpizza kann ich das definitiv nicht behaupten. Doch die Umsetzung ist für mich als Endverbraucher extrem einfach. Auspacken, ab in den Ofen damit und guten Appetit. Dafür bin ich jedoch komplett entfremdet von all dem, was mit dieser Pizza zusammenhängt. Ich weiß nicht wirklich, woher die Zutaten kommen, geschweige denn welche versteckten Inhaltsstoffe möglicherweise enthalten sind. Ich habe keine Ahnung, was alles nötig ist, um den Teig oder die Tomatensauce herzustellen.

Trotzdem schiebe ich viel zu oft lieber eine Tiefkühlpizza in den Ofen. Denn das “einfach in der Umsetzung” schlägt für mich leider allzu häufig das “einfach im Resultat”. Und vielleicht ist es ja schon ein ganz guter Mittelweg, hin und wieder zumindest ein vorbereitetes Pizza-Kit selbst zu belegen.

Na, hast du jetzt auch Lust auf Pizza bekommen? ;-)

Frau Lyoner


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