Als Teenager hatte ich unglaublich viele Staubfänger: Tonfiguren, Kuscheltiere und allgemein allerlei Dekokram. Erst mit der ersten eigenen Wohnung nach dem Abitur begann bei mir langsam das Umdenken zu: Weniger ist mehr.

Möglichst freie Oberflächen, Entsorgen von unnötigem Kram, Besitztümer reduzieren. Das alles hing vor allem damit zusammen, dass dadurch das Putzen leichter und schneller von der Hand ging.

Aufgrund mehrerer Umzüge während meiner Studien-/Ausbildungszeit entsorgte ich im Laufe der Jahre immer mehr von meinem Plunder, da ich so wenig Umzugskisten wie möglich umherschleppen wollte. Von Jahr zu Jahr wurde ich besser darin, mein Gerümpel zu reduzieren und Ordnung zu schaffen, dennoch hatte ich stets das Gefühl, nie so richtig fertig zu werden.

Magic Cleaning

Dann stieß ich 2015, ich war inzwischen 26, auf das Buch Magic Cleaning von Marie Kondo. Die darin beschriebene KonMari Methode ermutigt dazu, ein sogenanntes Aufräumfest zu feiern und einmalig radikal aufzuräumen. Statt immer nur ein bisschen auszumisten und Dinge im Haushalt immer wieder hin- und herzuräumen, soll ein einziges Mal grundlegend entrümpelt werden. Erst anschließend soll das Verstauen der übrig gebliebenen Dinge angegangen werden.

Durch dieses Buch verstand ich plötzlich, wieso es mir nie gelang, einen Zustand zu erreichen, mit dem ich langfristig zufrieden war.

Bei KonMari wird nach Kategorien statt nach Orten entrümpelt. Behalten wird nur, was glücklich macht, der Rest darf weg.

Aufräumen nach Kategorien

Ich hatte immer den Fehler begangen, bestimmte Orte aufräumen zu wollen. Zum Beispiel eine Kommode, einen Schrank oder ein ganzes Zimmer. Ich nahm mir einen bestimmten Ort vor, einige Dinge entsorgte ich, einige verstaute ich woanders. Kurzzeitig war ich zufrieden. Aber nach kurzer Zeit war die Unordnung wieder da. Schlimmer noch, es war, als hätten sich die Dinge von selbst vermehrt.

Bei KonMari liegt der Fokus auf Kategorien, nicht auf Orten. Oft bewahrt man nämlich Dinge der gleichen Kategorie an unterschiedlichen Orten im Haushalt auf. Daher ist es sinnvoll, sich einen Gesamtüberblick über alle Gegenstände einer Kategorie zu verschaffen.

Bringe alle Dinge einer Kategorie an einem neutralen Ort zusammen und bewerte dann jeden Gegenstand einzeln.

Ja, das klingt aufwändig. Aber ich kann aus Erfahrung bestätigen, dass es wirklich wichtig ist, die Dinge aus ihrer gewohnten Umgebung zu nehmen, um bewerten zu können, wie man zu den einzelnen Gegenständen steht. Außerdem bekommt man erst auf diese Weise einen wirklichen Eindruck davon, was für eine Menge an Dingen man tatsächlich besitzt.

Beispiel: Erst wenn sich die Kleidung als riesiger Berg auf dem Bett türmt, wird sichtbar, wieviele Kleidungsstücke man eigentlich besitzt. Solange sich die Kleidung in ihrer gewohnten Umgebung im Kleiderschrank befindet, bleibt dieser Aha-Effekt eher aus.

Kategorien können dabei beliebig fein unterteilt werden. Um beim Beispiel der Kleidung zu bleiben: Die Kategorie Kleidung kann in Winter- und Sommerkleidung gegliedert werden, oder in Oberteile, Hosen, Kleider. Die Aufteilung ist jedem selbst überlassen und hängt natürlich auch ein Stück weit davon ab, wie groß die Menge der Gegenstände ist, die man besitzt.

Dinge, die dich glücklich machen

Umgebe dich nur mit Dingen, die dich glücklich machen. Ist das nicht eine tolle Vorstellung?

Entscheide dich für eine bestimmte Kategorie und löse alle Dinge dieser Kategorie aus ihrer gewohnten Umgebung. Nehme jedes Stück einzeln in die Hand und stelle dir die Frage, ob es dich glücklich macht. Behalte nur die Gegenstände, die ein Gefühl von Freude in dir auslösen.

Das mag zunächst etwas gewöhnungsbedürftig sein, aber mit der Zeit entwickelt man ein gutes Gespür dafür und kann aus dem Bauch heraus entscheiden.

Hilfreiche Fragen können sein:

  • Fühle ich mich gut darin? (Kleidung)
  • Schlage ich es immer wieder auf, um etwas nachzusehen? (Bücher)
  • Ist es ein hilfreiches Werkzeug, das mir meinen Alltag erleichtert? (Kochutensilien, Werkzeug)
  • Finde ich es schön?
  • Benutze ich es gerne?

Wenn man sich am Anfang noch unsicher ist, kann man versuchen darauf zu achten, ob beim Betrachten und Fühlen des Gegenstands negative Emotionen aufkommen. Das hilft mir ganz gut, wenn ich mir bei einem Gegenstand unschlüssig bin.

Solche negativen Gedanken und Gefühle könnten sein:

  • Das Kleidungsstück passt mir nicht richtig.
  • Die Schuhe sind furchtbar unbequem.
  • Das Teil erinnert mich immer an ein negatives Ergebnis.
  • Eigentlich finde ich dieses Ding ziemlich hässlich, aber es war ein Geschenk.

Es gehört auf jeden Fall Mut dazu sich seine Fehler einzugestehen. Da hat man sich ein Oberteil gekauft, das man nie trägt, weil man irgendeiner Vorstellung entsprechen wollte. Oder ein Buch, das nun schon jahrelang ungelesen im Regal steht. Oder ein Küchengerät, das man geschenkt bekommen hat, das aber sein Dasein nur im Schrank fristet.

Da ist immer dieser Gedanke im Hinterkopf: Irgendwann werde ich es schon noch brauchen. Irgendwann kommt aber nie.

Sich selbst wertschätzen

Letztlich geht es bei alldem um viel mehr als um Ordnung. Es geht darum, sich selbst mehr Wertschätzung entgegen zu bringen.

  • Wieso soll ich das gute Geschirr nur benutzen, wenn Gäste da sind? Warum sollte ich es nicht selbst jeden Tag benutzen, wenn es mir so gut gefällt?
  • Wieso soll ich täglich ein Geschenk ertragen, das mir nicht gefällt?
  • Warum soll ich zuhause die abgenutzten Klamotten tragen, die ich eigentlich gar nicht mag, und mich nur für andere Personen schick machen?

Das Aufräumen nach der KonMari Methode ist ein Akt der Selbstwertschätzung.

Erkenne deinen Wert an, indem du dir eine Umgebung schaffst, die dich mit Freude erfüllt. Du bist die wichtigste Person in deinem Leben und verdienst es, dich jeden Tag glücklich zu fühlen.

Dieses Prinzip kann auch für andere Lebensbereiche angewendet werden, zum Beispiel beim Planen von Freizeitaktivitäten, bei zwischenmenschlichen Beziehungen oder im Berufsleben. Die KonMari Methode ist viel mehr als eine Vorgehensweise zum Aufräumen. Es ist eine Lebenseinstellung, die man durch das Aufräumen zu verinnerlichen lernt.

Lust bekommen loszulegen?

Super! Allerdings wird empfohlen, beim Aufräumen nach der KonMari Methode eine bestimmte Reihenfolge der Kategorien einzuhalten. Wieso, weshalb, warum wird im nächsten Beitrag erläutert:

Aufräumen mit KonMari - Teil 2: Aufräumen nach Kategorien

Frau Lyoner


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