Hand auf’s Herz – trägst du alle deine Kleidungsstücke regelmäßig? Ich jedenfalls nicht. Daher habe ich vor einigen Tagen einen kleinen Selbstversuch gestartet, um herauszufinden, welche meiner Kleidungsstücke ich tatsächlich brauche und welche bloß quasi einen dekorativen Charakter haben.
Seitdem hat mein Kleiderschrank etwas von einer Wildwest-Atmosphäre. Nicht, dass ich großartig Erfahrung mit Western hätte, aber das Bild des durch die Prärie rollenden Heuballens ist auch mir bekannt. So ähnlich kann man sich aktuell das Innenleben meines Kleiderschranks vorstellen.
By the way: Google hat mir verraten, dass es sich bei den rollenden Heuballen eher um eine Ausbreitungsstrategie von Sträuchern handelt.
Was brauche ich wirklich?
Inspiriert wurde ich von der 100-tägigen Minimalismus JETZT! Challenge. In diesem Selbstversuch hat Jasmin ihr komplettes Hab und Gut, bis auf eine kleine Grundausstattung, verräumt und sich 100 Tage lang jeden Tag ein Teil zurückgeholt. Bewundernd habe ich dieses Projekt auf Instagram mitverfolgt und war von der Idee schwer begeistert.
Diese doch leicht radikale Form des Selbstversuchs kann ich mir in unserem 3-Personen-Haushalt mit Kleinkind allerdings nur schwer vorstellen. Also dachte ich mir: Wieso nicht eine milde Form dieses Selbstversuchs auf meinen Kleiderschrank anwenden?
Kontinuierliches Lernen durch Leeren
Schon etliche Male habe ich meine Kleidung aussortiert. Mit jedem Mal wurde ich schlauer, was meine Fehlkäufe und Selbsttäuschungen anging und mit jedem Mal herrschte in meinem Kleiderschrank mehr Luft.
Hier kannst du mehr über meine bisherigen Erkenntnisse lesen:
Platz im Kleiderschrank – 6 Arten von Kleidung, die du aussortieren kannst
Dennoch habe ich nach wie vor das Gefühl, nur einen Bruchteil meiner Kleidung regelmäßig zu tragen. Grundsätzlich sind Lieblingsstücke ja nicht zwingend verkehrt. Trotzdem fühlt es sich irgendwie nach Verschwendung von Ressourcen an.
Wenn gewisse Kleidungsstücke die meiste Zeit ihres Daseins ungenutzt in meinem Kleiderschrank verbringen, dann brauche ich sie wohl nicht ernsthaft. Jemand anderes aber vielleicht schon.
Oder um es mit den Worten von Dan-Sha-Ri auszudrücken:
Dan-Sha-Ri hat eine Gesellschaft zum Ziel, in der die Dinge dort sind, wo sie gebraucht werden.
– aus dem Buch “Dan-Sha-Ri” von Hideko Yamashita
Willst du mehr über Dan-Sha-Ri wissen?
Aufräumen mit Dan-Sha-Ri – Teil 1: Leben im Hier und Jetzt
Aufräumen mit Dan-Sha-Ri – Teil 2: Praxistipps für mehr Ordnung
Experiment Minimalistischer Kleiderschrank
Welche Kleidungsstücke ich also wirklich gerne trage und somit brauche, möchte ich mit einem kleinen Experiment herausfinden.
Mein Freund und Helfer: Ein Umzugskarton.
Mein Ziel: Sowas wie eine Art Capsule Wardrobe. Oder zumindest mehr Klarheit und weniger Schrankhüter.
Schritt #1: Kleiderschrank ausleeren.
Begonnen habe ich damit, alle meine Kleidungsstücke in einen Umzugskarton zu stecken. Ja, mein kompletter Schrankinhalt passt tatsächlich in einen Umzugskarton, was vermutlich davon zeugt, dass ich nicht gerade einen überquellenden Schrank habe. Fairerweise muss ich allerdings den Wäschekorb erwähnen, dessen Inhalt natürlich keinen Raum im Karton in Anspruch nehmen musste. Unterwäsche, Socken und Strumpfhosen blieben außerdem ebenfalls unberührt, da ich hier definitiv keine Schrankhüter besitze.
Schritt #2: Was ich getragen habe und behalten möchte, darf zurück in den Kleiderschrank.
Eine strenge “Jeden-Tag-ein-Teil”-Regel habe ich nicht aufgestellt. Wenn ich merke, ich brauche / möchte etwas aus dem Umzugskarton haben, hole ich es mir heraus. Was ich nach dem Tragen und anschließendem Waschen bewusst behalten möchte, kommt zurück in den Kleiderschrank.
Schritt #3: Der Rest kommt weg.
Als Stichtag habe ich mir den 1. Mai gesetzt. Was sich bis dahin noch im Umzugskarton befindet, kann offenbar weg. Ausgenommen sind Sommersachen wie kurze Hosen, deren Trageverhalten ich logischerweise erst im Sommer bewerten kann. Diese sollen unter der gleichen Prämisse bis zum 1. September im Umzugskarton verbleiben.
Wie es wohl ausgeht…?
Ich bin sehr gespannt, welche Erkenntnisse ich während dieses Selbstversuchs sammeln werde und wie viele Kleidungsstücke mich letztendlich verlassen werden.
Und nun lautet die Devise: Was ich nicht trage, darf sich auf die Socken machen ;-)

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Kommentare
Andre
26. April 2020 | https://www.minimalistische-aktion.deDie Idee finde ich sehr inspirierend. Ich kannte bisher nur die Version von The Minimalists, in der sie die ganze Wohnung verpacken. Das kann ich mir im Familienkontext auch nicht vorstellen. Aber das nur auf den Kleiderschrank zu beschränken ist echt eine gute Idee. Ich überlege gerade, wie ich das auch umsetzen kann.
post_id: '/2020/01/12/minimalistischer-kleiderschrank-experiment-capsule-wardrobe'
Aljona
3. Mai 2020Hallo Andre! Vielen lieben Dank für deinen netten Kommentar. Vor lauter Corontäne-Jeder-Tag-fühlt-sich-gleich-an-Feeling hatte ich nicht nur vergessen, auf deinen Kommentar zu antworten, sondern auch, dass ich mir den Mai als Deadline gesetzt hatte, um die nicht angetasteten Herbst-/Winter-Kleidungsstücke aus dem Umzugskarton in die Spendenkiste zu tun. Danke für die Erinnerung. Das könnte ich an einem kommenden Wochenende mal angehen. Allzu viel habe ich mir tatsächlich nicht aus dem Karton geholt und ich merke nicht, dass mir etwas fehlt, obwohl mein Schrank deutlich leerer ist als vorher. Insofern scheint das Experiment also ziemlich erfolgreich. Ich habe übrigens ein bisschen auf deinem Blog Minimalistische Aktion gestöbert. Gefällt mir gut, keep going! :-)
post_id: '/2020/01/12/minimalistischer-kleiderschrank-experiment-capsule-wardrobe'
Iris
31. Mai 2020 | https://www.zuhause-in-mir.infoHallo Aljona!🤗
Eine tolle Vorgehensweise🎉! Ich bin super gespannt, was du berichten wirst. Ich selber habe auch einen minimalistisch gehaltenen Kleiderschrank und versuche seit jetzt fast zwei Jahren (ist das jetzt echt schon so lange?) nur noch Fairfashion oder Second-Hand zu kaufen. Ich mag es einfach übersichtlich, das erhöht auch meine Kreativität und außerdem ist es natürlich viel besser für die Umwelt aus dem Fast-Fashion Zirkus auszusteigen.
Liebe Grüsse, Iris
post_id: '/2020/01/12/minimalistischer-kleiderschrank-experiment-capsule-wardrobe'
Aljona
1. Juni 2020Hallo Iris,
vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Nur noch Fair Fashion oder Second Hand klingt total super! Ich muss leider gestehen, dass ich beim letzten Kauf, der nun auch schon wieder mindestens ein Jahr zurückliegt, zu Fast Fashion (C&A) gegriffen habe, nachdem ich Second Hand bei Hose und Jacke leider nicht fündig wurde. Zumindest trage ich die Sachen immer ziemlich lange und habe nicht zig Teile, sondern z.B. eine Jacke für den Sommer, eine für den Winter und fertig. Die dünne Jacke hatte jetzt sieben Jahre auf dem Buckel und durfte in Rente. Für das nächste Mal habe ich mir vorgenommen, nach Fair Fashion zu schauen. Wenn man die Sachen lange trägt, ist der höhere Preis ja auch völlig in Ordnung. Und das Kleiderschrank-Experiment zeigt mir nochmal kräftig auf, wie wenig es tatsächlich braucht.
Liebe Grüße, Aljona
post_id: '/2020/01/12/minimalistischer-kleiderschrank-experiment-capsule-wardrobe'
Peter Buschman
13. Januar 2021Bei mir habe ich auch sehr viel ausgemistet. Ich finde die Idee gut jeden Tag etwas anderes anzuziehen um zu sehen, ob man es noch mag. Ich denke das ich neue Kleidung nur noch im Secondhand kaufe damit ich mich nicht so schlecht dabei fühle, wenn ich es nicht so oft trage.
post_id: '/2020/01/12/minimalistischer-kleiderschrank-experiment-capsule-wardrobe'
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