Marie Kondo hat mit ihrem Buch Magic Cleaning bei mir schon vor mehreren Jahren für ein Aha-Erlebnis in Sachen Ordnung gesorgt. Kürzlich stieß ich auf die Methode Dan-Sha-Ri von Hideko Yamashita und war auch davon ziemlich angetan.

Hier habe ich bereits über die KonMari-Methode berichtet:
Aufräumen mit KonMari - Teil 1: Behalte nur, was dich glücklich macht
Aufräumen mit KonMari - Teil 2: Aufräumen nach Kategorien

KonMari vs. Dan-Sha-Ri

Was mir bei Magic Cleaning gar nicht zusagt, ist die verherrlichte Wegwerfmentalität. Alles, was nach dem Ausmisten nicht bleiben darf, fliegt sofort in die Mülltonne. Selbst, wenn es sich um nigelnagelneues Geschirr oder ungetragene Kleidung handelt. Dabei gibt es genug Möglichkeiten, gut erhaltene Dinge auf nachhaltigere Weise loszuwerden und damit anderen Menschen eine Freude zu bereiten.

Buch von Hideko Yamashita – Dan-Sha-Ri

Vor einigen Monaten stieß ich auf ein weiteres Buch aus Japan zum Thema Aufräumen: Dan-Sha-Ri von Hideko Yamashita. Ich war neugierig, inwiefern es sich von Marie Kondos Methode unterscheiden würde und welche Impulse ich für mich herausziehen könnte. Nach dem Lesen muss ich sagen, ich empfand das Buch als deutlich ganzheitlicher und nachhaltiger.

“Löst dieser Gegenstand Freude in mir aus?”

Beim Aufräumen nach der KonMari-Methode stehen die spontanen Gefühle im Vordergrund. Es sollen nur die Gegenstände behalten werden, die positive Gefühle auslösen.

“Brauche ich den Gegenstand jetzt oder in naher Zukunft? Passt er noch zu mir?”

Bei Dan-Sha-Ri liegt der Fokus auf einem Lebensstil in Achtsamkeit. Daher wird beim Aufräumen der aktuelle Stand der Beziehung zu einem Gegenstand untersucht. Ist er in meinem aktuellen Leben von Bedeutung? Gegenstände sollen nicht nur deshalb behalten werden, weil sie zum Entsorgen zu schade sind, sondern weil sie aktuell oder in naher Zukunft gebraucht werden.

Leben im Hier und Jetzt

Nach Hideko Yamashita ist der Grund, warum wir lauter unnötige Dinge in unserem Leben anhäufen, die Unfähigkeit im Hier und Jetzt zu leben. Dabei gibt es drei verschiedene Möglichkeiten, nicht in der Gegenwart zu leben:

1. Flucht vor der Wirklichkeit

Wer ständig unterwegs ist, flieht möglicherweise davor, sich einer (unliebsamen) Wirklichkeit zu stellen. Zum Beispiel, wenn die Wohnung sehr unordentlich ist und aus allen Nähten platzt. Ganz schnell entsteht ein Teufelskreis. Je unwohler man sich zuhause fühlt, desto seltener ist man daheim und desto mehr sucht man die Ausrede für diesen Zustand in der eigenen Geschäftigkeit.

2. Angst vor der Zukunft

Wer massenweise Vorräte anlegt und aus Angst vor Mangel lauter Dinge hortet, die eventuell irgendwann von Nutzen sein könnten, lebt nicht in der Gegenwart, sondern in einer potenziellen Zukunft voller Probleme und Notsituationen.

3. Anhaften an der Vergangenheit

Wer sich stark an materielle Dinge aus der Vergangenheit klammert, verdrängt die Gegenwart. Seien es Erbstücke, die an einen geliebten Menschen erinnern oder Erinnerungsstücke, die eine Zeit ins Gedächtnis rufen, die unwiderruflich vorbei ist. Wer durch Gegenstände an der guten alten Zeit festhält, versucht eine Lücke zu schließen, statt sich mit ihr auseinanderzusetzen.

Dan-Sha-Ri

Dan-Sha-Ri – Verzichten Reduzieren Loslassen

Dan-Sha-Ri leitet sich aus dem Buddhismus ab und beschreibt ein ganzheitliches Konzept zu einem einfacheren Leben.

Bei Dan-Sha-Ri geht es in erster Linie nicht um das Aufräumen an sich, sondern um Selbstentfaltung und ein Leben in Achtsamkeit. Du bist der Hauptdarsteller deines Lebens, nicht die Dinge um dich herum. Wenn du etwas nur behältst, weil es zum Entsorgen zu schade ist, rückst du den Gegenstand in den Fokus, statt dich. Doch Dinge erhalten ihren Wert nur, wenn sie verwendet werden. Dinge, die nicht benutzt werden, sind unnötig und damit wertlos.

Dan-Sha-Ri ist eine Formel zu einem achtsameren und leichteren Leben. Die konsequente Durchführung von Dan (Verzicht) und Sha (Reduzieren) führt zu Ri (Loslassen).

Sha: Besitztümer reduzieren

Ziel ist es, vorhandene unnötige Dinge loszuwerden.

Behalte nur das, was du jetzt oder in naher Zukunft benötigst. Der Rest kann getrost verkauft, verschenkt oder entsorgt werden. Es soll nichts nur deshalb behalten werden, weil es noch gut ist und du es vielleicht irgendwann gebrauchen könntest.

Wenn die aussortierten Gegenstände gut erhalten sind, sorge dafür, dass sie zu neuen Besitzern kommen, die diese gerade wirklich benötigen. Hinter Dan-Sha-Ri steckt der Wunsch nach einer Welt, in der alle Dinge genau da sind, wo sie gerade gebraucht werden.

Dan: Verzicht auf Überflüssiges

Ziel ist es, keine neuen unnötigen Dinge in dein Leben gelangen zu lassen.

Überprüfe deine Neuanschaffungen sorgfältig und achte auf einen bewussten Konsum. Besorge nur das, was du wirklich brauchst - und davon nur so viel wie nötig. Wähle kritisch aus, was du in dein Zuhause und damit in dein Leben lässt. Lasse dich nicht von Werbe- und Rabattfallen ködern. Achtest du konsequent darauf, keine neuen unnötigen Dinge in dein Leben zu lassen, sparst du dir Zeit. Denn du bist nicht gezwungen, den Prozess des Reduzierens fortwährend zu wiederholen, um einen aufgeräumten Zustand beizubehalten.

Ri: Leichtigkeit und Freiheit

Ziel ist es, geistige Freiheit zu erlangen.

Suche das Glück nicht in den materiellen Dingen. Lerne dich selbst zu lieben und loszulassen. Denke immer daran: Die wichtigsten Dinge im Leben sind keine Dinge.

Weiter zum zweiten Teil der Beitragsreihe:
Aufräumen mit Dan-Sha-Ri - Teil 2: Praxistipps für mehr Ordnung

Frau Lyoner


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